Fehlfarben


Der amtierende Krad-Pilot rügte ein zuweilen auftretendes Hängen der Kupplung, begleitet vom Rutschen selbiger. Gehen wir der Sache mal auf den Grund und färben nebenbei ein paar Sachen um


Der Motor ist seinerzeit auf hydraulische Kupplung umgebaut worden. Der Komplex gehört zu den Verdächtigen. Nehmen wir also mal den Nehmerzylinder unter die Lupe



Iltis-Kot, Babynahrung oder Rost? Und was wäre eigentlich schlimmer?!



Der Nehmer-Kolben ist faktisch zerstört. Die Oberfläche hat sich größtenteils ihrer galvanischen Schutzschicht erledigt, was der eiserne Kern mit exzessiver Korrosion ahndende



Grundsätzlich ein Fall für die Tonne. Fluch-Rost, verfluchter. Der untere Teil sollte eigentlich aussehen wie der obere. Da ist wohl nichts mehr zu retten. Wir versuchen es trotzdem



Auf der Drehbank haben wir den Rundling gaaanz vorsichtig geschlichtet und poliert. Problem an der Sache: das hält keine zwei Tage, weil der Stahl nun restlos blank ist. Der Klumpen würde quasi schon während des Einsteckens Rost ansetzen



Kolben und Fittinge haben deshalb eine Runde in der Schwarzbrandanlage gedreht. Die Beschichtung ist nicht nur mechanisch hoch belastbar, sondern ist auch hyper-wasserabweisend und verhindert Korrosion. Damit ist der Kolben wieder gegen Rost geimpft



Dem Zylinder haben wir ebenfalls eine Sitzung in der Schönheits-Klinik spendiert, wo wir zum einen seine Wandung poliert und das komplette Gebilde im hauseigenen Säurebad sterilisiert haben. Somit sind auch sämtliche Kanäle wieder Fett- und Keim-frei



Komplett sanierter Nehmerzylinder. Vom Aufwand her eigentlich latent geisteskrank. Es macht aber wenig Sinn, gebrauchte Austauschware zu kaufen – denn auch die ist mindestens 30 Jahre alt und tendenziell kaum besser als die unsere vor der Behandlung



Erneuter Gammel sollte nun langfristig gebannt sein. Auch wenn der Nehmer elendig verrostet war, als alleinige Quelle für das geschilderte Kupplungs-Verhalten kommt er nicht in Frage. Da muss noch mehr im Argen liegen



Und tatsächlich haben wir auch fix einen weiteren Schurken verhaften können: Die Druckstange trägt an diversen Stellen heftige Druck- und Scheuermarken. Das hier ist lediglich eine davon. Daran hat`s definitiv gehangen



Die Bereiche weiträumig abzudrehen half nichts. Die Stellen wurden so nicht nur sehr dünn, sondern es entstanden auch unvermeidlich neue Absätze an den Übergängen. Zudem war die Stange bereits leicht krumm. Da ging tatsächlich nichts mehr. Wir haben deshalb eine neue aus Edelstahl gefertigt (oben), welche resoluter gegen erneute Markenbildung und Verbiegen ist. Die Enden der Stage sind gehärtet



Alles wieder an Ort und Stelle. Die Stange zeigte schon beim Einschieben deutlich bessere Manieren als ihr vermakelter Vorgänger. Den Nehmerzylinder haben wir neu ausgespacert und justiert. Funktioniert nun alles wieder tadellos



Nehmerzylinder die Zweite: jene der Bremse haben jedoch lediglich optischen Eingriffs-Bedarf. Die quietschbunte Farbe soll weg



Mit dem passenden Sternschlüssel sind die Dinger rasch ausgeschraubt



Und fast genauso schnell chemisch entfärbt



Silber ist deutlich sachdienlicher



Die Hinterrad-Achsmutter. Mitleiderregend. Da können wir nicht einfach drüber hinwegsehen



Die vergnaddelten Flanken schlichten wir vorsichtig per Hand mit der Feile und werfen sie dann ins Säure-Bad (die Mutter, nicht die Feile)



Danach geht`s für die Mutter ab durch die Schwarzbrand-Anlage. Viel besser



Um der Schwinge eine sanftere und großflächigere Auflagefläche zu verpassen, haben wir aus Alu Schlittenbleche gefertigt, welche an der Unterseite durch Nylon-Gleiter gegen Verdrehen geführt werden



Den Achs-Kopf haben wir ebenfalls in Form gebracht, geschwärzt und seinerseits mit einem Gleitblech versehen. Zudem wurden die Kettenspanner überarbeitet. Die Einstellerei erfolgt ab jetzt werkzeuglos mittel Flügelmuttern. Passend angefertigte Alu-Langmuttern kontern die Sache



Neue Distanzen mit größerer Auflagefläche komplettieren das beklemmende Upgrade. In der Summe führt das Upgrade dazu, dass das Rad beim Spannen immer gerade und in der Spur gehalten wird. Die immensen Auflageflächen unterbinden selbst vorsätzliches Schiefstellen



Beide Seiten sind gleichermaßen bestückt. Die technischen Gimmicks addieren sich und machen die Geschichte auch optisch spannender