Sau-Bär-Mann

(nicht verwandt oder verschwägert mit Schweine-Bär-Mann oder dem Bär-Bock)
Vergaser kann man durchaus selber und wirkungsvoll in der Garage reinigen, sogar extrem verdreckte oder verharzte Exponate. Die notwendige Chemie befindet sich im Küchenschrank.

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Die Schwimmerkammern einer 36er RS-Gasfabrik. Schon bei der Demontage machte sich das Quartett mittels penetranten Terpentin-Gestanks schwer verdächtig. Der eingetrocknete Ex-Sprit backt unübersehbar an den Kammerwänden. Kein gutes Zeichen!



Noch schlimmer: in den Kammern der Ablass-Schrauben (aus welchen die Hauptdüsen Sprit nuckeln) hockt massig schwarzer Schmodder



Mehr Teer als in Menottis Lunge



Die aktuell sehr übersichtliche Spritqualität trägt einen Großteil zu solchen Bildern bei. Man kann fast schon glücklich sein, dass die Plörre überhaupt noch zündet



„Die Kiste lief zwischenzeitlich nicht mehr richtig gut und ist zuletzt auch mal ganz ausgegangen“. Woran das wohl gelegen haben mag?! Wahrscheinlich irgendwas mit der Zündung…



Die Hauptdüsen haben eine explizite Benzin-Ausgangs-Sperre verhängt. Striktes Gemisch-Kontaktverbot. Kein Wunder, dass der Motor in den Lockdown ging. Derartig verstopfte Düsen auf keinen Fall mechanisch frei prökeln, sondern entweder chemisch reinigen oder mit Druckluft entgegen der Durchflussrichtung freipusten



Auch die Schwimmer sind komplett kompromittiert



Wenig überraschend: der Benzinhahn ist ebenfalls befallen. Logisch, denn der Tank (bzw. dessen Inhalt) ist der Ursprung des Debakels. Wenn die Vergaser verdreckt sind, muss auf jeden Fall auch das vorgelagerte System (mindestens) gereinigt werden. Am besten gleich die Schläuche komplett austauschen und auf jeden Fall ein Papierfilter-Element einbinden. Die Siebfilter in Tank und Vergaser reichen nicht (mehr)!



Legen wir endlich los. Als erstes legen wir die Düsen und Stöcke in ein fettlösendes Bad ein. Haushaltsreiniger funktioniert für diese Stufe astrein. Effektiver wird der Vorgang, wenn man das Bad erhitzt. Wir nutzen dafür einen simplen Gaskocher



Mit den Luftfiltern verfahren wir analog. Hier setzen wir auf 0815-Klamotten-Waschmittel, in Wasser aufgelöst und ebenfalls warm gemacht. Das Gewebe der Einzelfilter besteht aus Baumwolle. Wenn man sie also behandelt wie ein stark verdrecktes T-Shirt, liegt man genau richtig. Die Filter lassen sich alternativ auch (in einen Stoffbeutel oder alten Socken gehüllt) in der Waschmaschine reinigen (Warnung: letzteres kann durchaus Auswirkung auf den aktuellen Beziehungsstatus haben sowie das eigene Geschlechtsleben haben. Die diesbezügliche Toleranz-Stufe ist bei im Sitzen pinkelnden Hominiden eher übersichtlich ausgeprägt). Noch kann man die Dinger durch die Oberfläche schimmer sehen



Schon nach kurzer Zeit verdunkelt der angelöste Dreck die Suppe. Länger als 30-60 Minuten muss man die Teile nicht einweichen. Dann noch kurz mit klarem Wasser ausspülen, abtrocknen lassen (nicht mit Druckluft oder Föhn nachhelfen!), Luftfilter-Öl drauf, fertig



Ebenfalls nach etwa einer Stunde nehmen wir die Düsen und Stöcke aus dem Entfetter-Bad und ziehen mit ihnen in eine kleine Schale um. Diese füllen wir mit Essig, bis die Teile komplett abgesoffen sind. Essig ist ein guter Kumpel von Messing und reinigt die Teile effektiv sowie schonend. Bereits kurz nach dem Abtauchen verkündet die Trübung des Bads den einsetzenden Prozess. Die Teile bleiben etwa 12-24 Stunden eingelegt. Zwischenzeitliches Massieren mit einem weichen Pinsel beschleunigt den Prozess



Die Schwimmerkammern pinseln wir ebenfalls mit Essig ein und lassen das Zeugs auch in die diversen Kanäle laufen, in welche oftmals Messingteile eingepresst sind



Den eingangs gezeigten Ablass-Schrauben geht’s radikaler an den Kragen. In Wasser gelöster Abflussreiniger schafft auch hartnäckigste Verkrustungen. Da die Soße extrem aggressiv und ätzend ist, lassen wir die Teile nicht zu lange einweichen. Ca. 10 Minuten reichen. Zwischenzeitlich angeln wir die Teile probeweise mit einer Zange heraus und kontrollieren ihren Status. Wenn der Dreck weg ist, kann das Bad beendet werden



Nach dem Abspülen kommen die Schrauben ebenfalls in ein Essigbad, wo sie über Nacht drin bleiben



Sämtliche Gummiteile wie Dichtungen, O-Ringe etc. packen wie in eine weitere Schale und kippen etwas Weichspüler hinein



Dann wird die Sache mit warmem Wasser aufgegossen. Die Tenside aus dem Weichspüler machen das Gummi wieder geschmeidig und weich. Empfohlene Badezeit: einfach über Nacht, länger schadet nicht



Muttis Spucke: Mit Geschirrspüler, Waschmittel, Rohrfrei, Weichspüler und Essig haben wir alles was wir brauchen zur Hand



Die Ablassschrauben sind wieder wie neu und blank wie ein frisch geleckter Pavian-Arsch



Sämtliche Messingteile sind geradezu steril



Zum Schluss spülen wir die Teile noch mit Vergaser-Cleaner, Bremsenreiniger oder Silikon-Entferner ab und neutralisieren damit etwaige Rückstände der Bade-Prozeduren. Diesel oder Benzin tun es auch



Unbedingt vorm Zusammenbau checken: die Hauptdüsen. Nicht selten sind zwei unterschiedlich große Paarungen vorhanden. Die beiden leicht üppigeren Exemplare gehören dann zu den mittleren Zylindern, da diese im Betrieb etwas heißer werden und deshalb zuweilen leicht überfettet eingestellt werden. Ist bei uns nicht der Fall, alle vier sind identisch



Eine Leerlaufdüse in der Nahaufnahme. Schön zu sehen, wie der Essig porentief gewirkt hat, ohne die Oberfläche anzugreifen



Nun kann der Versager wieder zum Vergaser werden. Kein Vergleich zu vorher. Komplett saniert mit Haushaltsmitteln. Findet auch Clementine saugeil!