Fliege im Honig


Es gibt sie einfach, diese fiesen, kleinen, störenden Details, die außer dir wahrscheinlich niemand sieht, dir selber aber in der Netzhaut sitzen, wie ein glühender Nagel und dich in den Wahnsinn treiben wie in Monty Pythons Verdreckte-Gabel-Sketch. Hier haben wir so einen Fall, der eigentlich nur aus einem unscheinbaren ca. 15cm schwarzem Schlauch besteht.


Der Reihe nach. Das war die ursprüngliche Ausgangs-Situation des Pop-Off im Druckrohr unserer Kawa. Steht wie eine 1, der Verbindungsschlauch zu den Klappen entfleucht geschmeidig nach oben, kann man mit leben. Blöderweise zeigte sich im Betrieb jedoch, dass der Hoschie gerne mal dem linken Knie in die Quere kam, was enorm nervte



Da das Pop-Off keine bestimmte Einbaulage erfordert, haben wir den Stutzen durch einen gebogenen ersetzt und die Knie-Knutscherei damit beendet



Gleichzeitig haben wir damit aber ein elendiges optisches Debakel ausgelöst. Durch die nach vorne gerichtete Neigung, wurde die möglichst unauffällige Verlegung der Verbindungsleitung zu einem Kiesel in der Socke. Egal, welchen Aufwand wir auch betrieben und wie kurz wir das Gebamsel auch hielten, immer war da dieses ätzende Stück Schlauch, das uns über mehrere Jahre hinweg visuell drangsalierte. Neulich war es mal wieder an der Zeit, vielleicht doch noch eine Lösung zu finden



Da uns die Erleuchtung in Form eines konkreten Ansatzes nicht in die Knochen schoss, entschieden wir uns, die Sache schrittweise anzugehen und erst einmal den Weg für eine endgültige Lösung zu ebnen – so sich diese denn jemals zeigen sollte. Das hier ist der serienmäßig in den Deckel des POV eingeschraubte Stutzen, welcher besagten Schlauch aufnimmt. Variationen lässt das Ding nicht zu



Eleminieren wir also als erstes diesen Umstand und machen die Sache etwas flexibler. Dazu haben wir dieses Teil hier gebaut (wer unser DIY „Drehen ohne Drehbank“ gelesen hat, kennt den Prügel bereits). Es wird anstelle des Stutzens in den Deckel geschraubt und führt statt der Schlauchaufnahme einen Gewinde-Flansch nach außen



Für diesen wiederum haben wir einen Aufsatz gebaut…



… der von außen auf den Einsatz geschraubt wird. Dieser Aufsatz hat seinerseits 1/8NPT-Gewinde und kann mit beliebigen Fittings gestückt werden. Wenn wir die Anschluss-Form später ändern wollen, müssen wir lediglich ein neues Gegenstück bauen. Dazu muss das POV nicht einmal mehr zerlegt werden



Der Basis-Flansch wird von der Innenseite dichtend in den POV-Deckel geschraubt und eingeklebt, genau wie der originale Stutzen



Vorher: Schlauch-Stutzen



Jetzt: Gewinde-Flansch mit freier Anschluss-Wahl



Der Adapter wird einfach aufgedreht und dichtet per Anschlag-Konus ab und offeriert Gewinde



In dieses schrauben wir einen vernickelten 90-Grad Fitting ein. Damit hätten wir schon einmal ein kurzes Stück Schlauch sowie einen Verbinder eingespart



Es sind aber immer noch einige notwendig, ebenso wie die hässliche aber unausweichliche Frickel-Leitung. Und dann geschah es: Noch während der Montage durchfuhr es uns wie ein Stromschlag beim Pinkeln gegen einen unter Strom stehenden Weidezaun: der Ausgang muss zur Seite



Wir haben den just montierten Adapter also wieder abgebaut und einen neuen gedreht, der einen U-Kanal in seinem Inneren trägt



Mit seiner Hilfe sind wir das Winkel-Geflecht los und können die Leitung versteckt zwischen POV und Motor verlegen. Heureka!



Da die Leitung somit dem Motor sehr dicht auf die Pelle rückt, haben wir den bisherigen Kunststoff-Schlauch (oben) durch eine passend geformte Metall-Leitung (unten) ersetzt



So können wir die Leitung komplett außerhalb der Sichtweite anordnen. Da jetzt alles aus Metall ist, spielt die Abstrahlwärme des Motors keine Geige



Dem POV haben wir zur Feier des Tages an Deckel und Trichter noch etwas Kontrastschliff verpasst und dem neuen Deckel Nuten, passend zu denen im Trichter-Korpus, spendiert. Weder von der Leitung (Pfeil), noch dem Fitting ist irgendwas zu sehen. Cleane Kaufteile-freie Lösung, drei Pluspunkte fürs Karma. Zuweilen ergeben sich Geistesblitze unerwartet während des Schraubens. Dazu muss man nicht einmal unbedingt gegen einen Kuh-Zaun strullen