Black hole Schlamm


Wenn die Suppe im Kupplungszylinder aussieht, als hätte jemand statt DOT4 altes 20W50 eingefüllt, dann muss das nicht unbedingt heißen, dass das Fluid zuletzt von Barney Geröllheimer gewechselt wurde.

Tatsächlich liegt die Ursache nicht selten verborgen unter dem Motordeckel und hört auf den Namen Kupplungs-Nehmerzylinder



Dabei kann er eigentlich gar nichts dafür. Die Ursache ist vielmehr eine verbreite vorgelagerte konstruktive Fehlkonstruktion: denn bei zahlreichen Motorrädern mit hydraulischer Kupplung läuft die Druckstange vor dem Ritzel entlang ins Motorgehäuse. Abgeschleudertes Kettenfett gelangt so in rauen Menge auf die Druck-Stange, wandert über diese zum Nehmerzylinder und von dort aus in die Hydraulikflüssigkeit, welche am Ende besagt schwarze Färbung annimmt und aus der Handpumpe ein Klärbecken macht.



Ein einfacher Flüssigkeitswechsel schafft nur kurzweilige Abhilfe. Soll die ungewollte Kontamination langfristig aus der Welt geschafft werden, muss das System zerlegt und gespült werden. Dazu zerlegen wir eingangs den Nehmerzylinder und säubern das Gehäuse



Es empfiehlt sich gleichzeitig, den Kolben mit einem RePa-Satz aufzufrischen



Solche Sätze gibt es für kleines Geld im Zubehör. Der unsrige enthält nicht nur einen neuen Simmerring, sondern auch eine frische Feder, eine Abdeckkappe für den Entlüfternippel sowie eine Dichtkappe



Der alte Simmerring lässt sich leicht abhebeln



Links der alte, rechts der neue. Man kann schon auf der Werkbank sehen, dass der extrahierte im Vergleich zum Frischfleisch nur noch einen Bruchteile seiner Spannkraft hat und entsprechend schlechter anliegt und dichtet



Der komplettierte und überholte Kolben



Um möglichst lange Ruhe zu haben, rücken wir noch dem Auslöser des Desasters auf die Pelle. Hier kann man deutlich sehen, über welchen Weg das Kettenfett Zutritt zum Kupplungs-Nehmer findet. Hier fehlt schlicht ein Türsteher



Das unterbinden wir mit einem aus Kunststoff gedrehten Kanal, der auf der einen Seite am Nehmerzylinder und auf der anderen am Motorgehäuse anliegt. In seinem Inneren kann sich die Stange frei bewegen und bekommt somit keinen Siff mehr ab



Die Kette kommt dem Konstrukt nicht in die Quere. Wer keine Drehbank hat, kann auch einfach ein dickwandiges Röhrchen auf Länge sägen. Und wer es besonders gut machen will, bestückt das Ende zum Motorgehäuse mit einem passenden Ventilabstreifer als Dichtabschluss. Für manche Modelle gibt es solche Hülsen auch passend zu kaufen



Nach nur 5.000km. Der ganze Schmierkram würde ohne den Tunnel auf der Druckstange hocken und sich seinen Weg Richtung Nehmerzylinder bahnen um dort sein schändlich Werk zu vollführen