Karls Lager fehlt


Kaum ein anderes Gimmick versetzt uns so ungebrochen in Verzückung, wie Automatik-Kettenspanner für Endantriebe. Gleichzeitig ist das kaufbare Zeugs eher bescheidener Gesinnung und leidet unter immensen konstruktive Schwächen. Bisher haben wir die Dinger deshalb immer wieder modifiziert und verstärkt, was die genetisch veranlagten Mankos aber nicht auszutreiben vermag. Deshalb konstruieren und bauen wir jetzt eine Eigenvariante. Endlich!



Das ist ein bereits modifizierter Zubehör-Kollege an unserer Turbo-Z. Das Ding ist langsam aber sicher am Ende seines Lebens-Zyklus angekommen. Die Lagerstellen sind perfide ausgeschlagen und das Ding schlackert herum wie Else Klings Hüftgelenk beim Pogo-Abend im Altenheim



Grund dafür ist der mehrfache Umweg, den die Kräfte nehmen müssen, um auf die Feder wirken zu können. In Tateinheit mit den quasi nicht vorhandenen Lagern (nackte Welle in Alu-Wurfpassung, ergh!), arbeiten sich die Materialien unweigerlich gegenseitig auf



Hier der gleiche Spanner an der 14er. Wenn man sich vor Augen führt, wo durch das Gewicht der Kette Hebel-Ansätze entstehen und Kräfte einwirken, wird die Problematik schnell klar



Am zerlegten Exponat kann man das Ausmaß und des Übels Wurzel erkennen. Eine echte Lagerung gibt es nicht. Der Dorn (links) wird einfach in das Loch (rechts) geschoben. Die Auflageflächen schubbern wild aneinander herum



Wir haben die Sache vor geraumer Zeit mittels eines Eigenbau-Kopfes samt Anlauf-Lager stabilisiert, das Kernproblem bekommt man so aber nicht aus der Welt



Der Dorn hat sich zudem aus seinem Sitz befreit (auch der steckt einfach im Alu) und eiert nun munter in der Gegend herum



Das Gegenstück ist entsprechend schief abgerieben. Nützt alles nichts, da ist nichts mehr zu retten. Wenn es ein Pferd wäre, würde man es erschießen. Wobei wir rückblickend nicht meckern können und wollen. 15 Euro Kaufpreis, hat ca. drei Jahre gehalten und war ein guter Ausgangs-Punkt um auf dem Sektor Erfahrungen zu sammeln ohne welche verbesserte Eigenbau-Modelle nicht möglich wären



Jetzt aber Butter bei die Fische. Haben wir sonst eigentlich immer zumindest einen groben Plan im Kopf, ist das dieses Mal nicht der Fall und wir entwickeln die Nummer quasi in Echtzeit am lebenden Objekt. Ein Rundling mit Bohrung ist immer ein guter Anfang. Mal sehen, wohin er uns führt



Klar ist, wir wollen die seitlichen Hebel deutlich verkürzen und zudem richtige Lager verwenden. Den Rundling haben wir deshalb einseitig aufgespindelt, so dass zwei Inliner-Lager hineinpassen



Eingepresst schließt das Pärchen bündig ab



Mit einer Schraube sowie einem Konter-Provisorium checken wir, ob sich alles leichtgängig und spielfrei dreht, wenn die Sache zusammengezogen wird. Skater-Lager sind sehr stabil, leichtgängig und robust. Es gibt sie zudem in kompletter Edelstahlausführung



Von der Außenseite wird eine M8-Inbus-Schraube als eingeschobene Achse herhalten



Noch eben vier Befestigungslöcher für die Verschraubungen bohren…



… und dann wird das Kleinod auch schon hübsch gemacht



Montiert kann man gut sehen, wie klein das Ding tatsächlich ist. Das Gehäuse ist fest mit der Kettenschutz-Finne verschraubt, der Hebel wird also an der eingeschobenen Welle andocken



Das hier sollte ursprünglich der neue Ausleger werden



Er hat es aber nicht mal von der Werkbank bis zur Hebebühne geschafft. Zu groß. An seiner statt residiert nun ein schmales VA-Ärmchen am Hobel. Da dieses an der Innenseite sitzt, sind die seitlichen Hebel-Belastungen minimal und betragen höchsten noch 10% vom Ur-Konstrukt. Statt einer Verdreh-Feder setzen wir eine externe Spiral-Variante ein. Die Sache ist in dieser Form nur temporär, bis wir die finale Konstellation ausgetestet haben. Wir wollen die Sache auf jeden Fall noch progressiver auslegen, so dass die Federlast mit zunehmendem Durchhang ansteigt



Die Radaufnahme ist angeschweißt, so dass auch der Hebel der Rollen-Achse bis zu ihrem Einschraub-Punkt extrem kurz ausfällt. Die zweireihige echte Rillen-Kugellager-Phalanx sorgt für stablie Führung. Da sich nichts mehr verwindet, liegt die (ebenfalls doppelt kugelgelagerte) Rolle perfekt parallel an der Kette an. In der finalen Version wird der Hebel komplett hinter der Kettenschutz-Platte verschwinden



Bis dahin motzen wir den Arm optisch ein wenig auf. Ein Doppelflinten-Klinker aus Alu, Feder und Aufnahme sind schwarzgebrannt und das Lagergehäuse hat nun eine VA-Achse mit flacherem Kopf



Wir haben in dem Sektor gerade eine ausgeprägte Rundmaterial-Phase, passt also ins Gesamt-Bild