Kleistobyl


Manchmal reichen ein paar Tropfen klebriger Brühe aus, um einen desaströsen Super-Gau auszulösen und dir das Leben zu versauen. Dabei fing der Tag sehr erfreulich an.


Bei der ersten Anprobe des Höckers haben wir recht fix gemerkt, dass er etwas tiefer angesetzt werden muss, da ansonsten die Sitzhöhe zu üppig ausfällt. Somit mussten wir die just angefertigten Säulen unverrichteter Dinge in den Ruhestand schicken und neue bauen. Da die Nachfolger nur noch knapp 2cm hoch sind, reicht der Platz nicht mehr für Stehbolzen und Sacklöcher aus. Wir werden also auf durchgesteckte Schrauben umsteigen müssen. Problem an der Sache: die Montage. Legt man die vier Buchsen einfach auf die Bodenplatte, ist es praktisch unmöglich den Höcker aufzustülpen, ohne dass die Spacer verrutschen oder gar wegfallen



Deshalb haben wir die Bodenplatte an den Montagestellen auf 15mm aufgebohrt und die Rundlinge mit passenden Absätzen versehen. Diese werden in die Bohrungen gesteckt, so dass sie nicht verrutschen können



Von Oben werden dann die Höckerschrauben durchgesteckt…



… und von unten mit großen Scheiben unterlegt angezogen. Funktioniert wie bescheuert. Höcker rauf oder runter dauert keine 30 Sekunden



Das war die Ausgangs-Position mit den hohen Tonnen. Vom Ober-Rohr ist uns zu viel zu sehen, der Übergang zum Höcker ist suboptimal und außerdem harmoniert dessen unterer Schwung nicht so richtig



Finale Position mit den flacheren Spacern. Das Heckrahmenende verschwindet nun komplett im Höcker, ebenso der größte Teil der Oberrohrs. Die vordere Unterkante des Sitzmöbels haben wir so zurückgeschnitten, dass sie mit dem Heckrahmen fluchtet. Der Tankanschluss ist ebenfalls angepasst worden. Der hintere Teil gibt sich nun optisch frei schwebend und das Gesamtwerk wirkt filigraner und luftiger, obwohl am Heckrahmen nichts geändert wurde



Wer unsere Umsiedelungs-Maßnahmen aufmerksam verfolgt hat, weiß, dass wir immer noch einem letzten Bauteil eine neue Heimat suchen müssen: dem Akku. Den wollen wir nach Möglichkeit im Höcker verschwinden lassen, was bei dessen geschlossener Bauweise und kargem Innenraum nicht ganz einfach ist. Wir machen es trotzdem.


Beginnen wir mit der Kabeltrasse. Wie immer verwenden wir ultraflexibles High-Tech-Kabel im Silikon-Mantel und verbauen einen dualen Masseanschluss für Motor und Fahrwerk



Die Terminals werden nicht einfach gequetscht, sondern verlötet und die Übergänge mit Schrumpfschlauch isoliert



Wir haben dann diese kleine Wiege geschneidert, kuschelig ausgepolstert und am Heckrahmen-Ende angedockt



Hier kommt der LiFePo4-Akku hinein



Diese Position ist die einzige, in welcher sich der Höcker aufschieben lässt und der Akku ins Innere flutscht. Man braucht fast schon Gleitcreme



Einblick von hinten. Der Akku nutzt den vorhandenen Raum im Höcker optimal aus. Die Sache ist so knapp, dass wir eine flache Linsenkopf-Schraube am Plus-Pol verwenden mussten, weil Inbus scheuern würde. Echte Millimeter-Sache



Noch einmal der Blick zurück. So sah der Heckbereich eingangs aus: Regler, Wasserpott, ECU, Sensoren, fetter Akku…



… dazu ein Haufen Relais, Stecker und Kabel



Und das ist derselbe Sektor jetzt. Kleine Batterie und ein paar fette Kabel, alles sauber auf der Trägerplatte fixiert. Das war`s



Fehlt noch eines unserer saupraktischen Standard-Gimmicks. Damit zum Laden der Batterie, Messen der Spannung oder anderen elektrischen Wartungsarbeiten der Höcker nicht runter muss, führen wir den Pluspol unauffällig nach außen. Dazu haben wir eine hermetisch isolierte Durchgangsstelle in die Bodenplatte eingesetzt, durch welche eine stromführende Schraube verläuft



Den Schraubenkopf haben wir gegen potentielle grobmotorisch bedingte Kurzschlüsse abgeschirmt. Der (unsichtbare) Austritt an der Unterseite ist ebenfalls isolierend verkapselt und kann bei Bedarf werkzeuglos mit einem Zapfen bestückt werden, an welchem dann Ladegerät oder Multimeter andocken können



Bis hierhin lief alles bestens. Als wir dann jedoch die Einbaufassung für das Rücklicht laminieren wollten, ist die verwendete Trennschicht undicht geworden, so dass Kunstharz einsickern und sich großflächig mit der Funzel verbinden konnte. Der ausgehärtete Kleister war nicht mehr abzubekommen, das Rücklicht ein Fall für die Tonne. Verfickter Scheißdreck, elendiger!


Natürlich hätte man einfach einen Zwilling der Laterne kaufen können. Wir haben den Gau jedoch als Zeichen von oben verstanden, dass wir den Brocken nicht nehmen sollen. Deshalb haben wir den frisch aufgesäbelten Hintern wieder dicht gemacht



Natürlich nicht einfach platt, sondern fluffig gewölbt und mit auslaufenden Konturen und Übergängen



Statt des großen roten Apparillos haben wir dann zu einem getönten kleinen Rundling gegriffen und, für diesen eine Aufnahme gezimmert und im Höcker eingelassen. Ein VA-Kennzeichenhalter ergänzt die Geschichte. Allerdings sind die Blinker im Verhältnis zum Rücklicht nun viel zu mächtig, das sieht einfach nicht aus



Mit neuen Kleinoden harmoniert die Nummer deutlich besser



Fehlt noch der Sitz. Rühren wir also noch einmal stinkenden Kleister an und laminieren die Grundplatte für ein rasantes Sofa



In den nächsten beiden und gleichzeitig letzten Teilen stehen dann auch schon die finalen Restarbeiten an, incl. Lackierung. Denn auch wenn die Bude noch immer wie eine Baustelle aussieht: tatsächlich ist sie zu 90% fertig. Darauf einen Doppelherz-Cola