Sprinter-Qualität




Von der Sprint ST 1050 gibt es so gut wie keine ernsthaften Umbauten – und erstrecht keine nackigen. Nach vollzogenem Akt können wir auch ganz präzise nachvollziehen, warum.






Das Basis-Krad birgt nämlich so einige Tücken, will man ihr an die Wäsche. Dann ziert sich das Tierchen wie eine Debütantin auf dem Rücksitz eines Cadillacs nach dem Abschluss-Ball. Insbesondere ihre Elektrik wirkt wie ein undurchdringlicher Keuschheitsgürtel, bestückt mit einem guten Dutzend Vorhängeschlössern und Mäusefallen. Wir mussten der Schnitte deshalb ganz behutsam unter den Rock fassen und viel Fingerspitzen-Gefühl walten lassen.



Die Basis ist ansonsten sehr reizvoll. Das fängt dem stattlichen Dreizylinder an: Ein echter Ochse von einem Motor. Einst ersonnen, um zwei ausgewachsene Mittel-Europäer (mitsamt der Hälfte ihres Hausstandes, verpackt im ab Werk erhältlichen Koffersystem) auf langen Strecken durch die Welt zu chauffieren. Gerne auch alpin über Berge und durch Täler. Und das Ganze ohne die Schaltwelle auszuleiern. Dazu gibt`s prächtigen Sound, wie ihn nur ein Triple erzeugen kann. Den haben wir mit dem neuen Auspuff-System noch weiter herausgearbeitet – natürlich sozialverträglich und amtlich abgesegnet.





Gewicht hat das Stierchen in unserem Boot-Camp eine Menge verloren, dazugewonnen hingegen fahrwerksseitig: USD-Gabel, dicke Felgen, 200er Socken, Bremsen aus der Daytona sowie ein Rohrlenker-Upgrade bringen den Arbeitsplatz des Piloten auf einen artgerechten Standard. Das spartanische Bodywork ersetzt die üppige OEM-Plaste und trägt Pigmente aus den Regalen von BMW, Mercedes und Porsche auf der Haut spazieren. Ergänzt wird das farbige Ensemble durch diverse polierte oder satinierte Komponenten aus VA oder Alu: Auspuff, Kettenschutz, Gabel, Kühlwasser-Pott, Motordeckel und Co. erfreuen die Netzhaut.



Was wir nicht ausgetauscht oder neu gebaut haben, wurde saniert. Das gilt unter anderem für das gesamte Motorgehäuse mitsamt Zylindern und Kopf. Und der unvermeidlich über die Jahre hinweg abgeranzte und eingebrannte Krümmer wurde restauriert und anschließend neu passiviert. Eine ordentliche Frischzellen-Kur gehört einfach dazu.



Eine maßgeschneiderte elektrische Ebene ist bei uns selbstverständlich. Die zentrale fünf-schüssige Kommando-Einheit auf der linken Lenkerseite instruiert eine ebenfalls passend angefertigte E-Box, welche den OEM-Kabelbaum infiltriert und weder mit CAN-Bus noch ECU kollidiert. Über die aktuelle Geschwindigkeits-Übertretung informiert ein Koso-Tacho in der rechten Tank-Mulde, während sich auf der Gabelbrücke lediglich ein LED-Cluster tummelt.



Die Sitzposition korrespondiert mit dem Motor. „Souverän“ trifft es am Besten. Angenehmer Kniewinkel, entspannte Handgelenke, aufrechte, Vorderrad-orientierte Haltung. Man muss keinen Chiropraktiker im Rucksack mitführen oder das Jackenfutter vor der Fahrt in Rhema-Salbe einlegen. Spaß statt Schmerzen, Moped statt Mobilat. Dennoch ist das Gerät kein bereifter Ohrensessel oder motorisierte Hollywood-Schaukel. Das Teil kann vorwärts. Und wenn es sein muss, auch im zornigen Modus durch verwinkeltes Gelände. Wir bauen Motorräder immer noch fürs Fahren.





So ganz viel ist vom Ursprungs-Objekt nicht übergeblieben. Lediglich Motor, Rahmen, Schwinge und Tank. Alles andere ist neu, bzw. amtlicheren Teilen gewichen. Der Umbau ist, so wie hier abgebildet, komplett abgenommen und von A bis Z auf zwei Seiten im Fahrzeugschein verewigt.


Basis:
Triumph Sprint ST 1050, EZ 2005, Umbauzeitraum erstes Halbjahr 2022

Fahrwerk:
Upside-Down-Gabel mit Pullback-Risern und schwarz beschichtetem TRW-Rohrlenker, Dreispeichen-Felgen, hinten 6.00x17 mit 200er Reifen, Edelstahl-Heckrahmen, Daytona-Bremsanlage, Brembo Ausgleichsbehälter, polierte Fußrasten-Anlage (Alu/VA), Daytona-Spiegel auf eingeschraubten Alu-Extensions, Hebel in „Wagenfarbe“

Motor:
Saniert, 3in1-Anlage komplett aus Edelstahl incl. Midup-Pipe, Hurric-Endtopf mit entnehmbarem dB-Eater. Neue Kühler-Phalanx, frische Schläuche und Schellen (schwarz beschichtet), Startercover und KW-Deckel poliert

Bodywork:
Maske mit 7“ LED-Scheinwerfer, getönte LED-Blinker, Mini-Alu-Fender mit GFK-Seitenteilen, Edelstahl-H²O-Ausgleichsbehälter, GFK-Höcker mit Kellermann-LED-Rücklicht in VA-Tunnel und getönten Blinkern, VA-Kennzeichenhalter, Alu-Unterverkleidung, Schwingen- und Kettenschützer aus poliertem Aluminium, Akku-Box im Höcker eingelassen, Farbtöne von Porsche, BMW und Mercedes, Mild-Usedlook, Schriftzüge lackiert, matter Klarlack, Felgen glänzend silber

Elektrik:
Zentrale Taster-Armatur linksseitig aus dem Vollen gefräst, rechtsseitig keine Schalter, LiFePo4-Akku neuester Generation, Zentrale E-Box, Minimal-Elektrik, Mosfet-LiMa-Regler Koso-LCD-Tacho mit integrierter Tankanzeige im VA-Gehäuse auf VA-Träger, Kontrollleuchten-Einheit zwischen den Risern, automatische Verbraucher-Abschaltung beim Startvorgang, Board-Streckdose

TÜV:
Der komplette Umbau ist nach §21/19 per Einzelabnahme abgenommen und eingetragen