Mobilmachung




Die große Daytona ist eine mehr als nur interessante Basis: Ein dreizylindriges Bückeisen mit knapp 150 zugwilligen Ponys auf der Koppel, amtlichem Fahrwerk, Einarmschwinge, viel Charakter und unverkennbarem Sound. Leider aber auch mit einem Haufen bizarrer Plastik sowie einer Sitzposition gestraft, die sich nur mit einer Physio-Flatrate oder künstlichen Hand-Gelenken ertragen lässt.






Wir wollten schon lange solch ein Tierchen auf den Seziertisch hieven – und als sich spontan die Gelegenheit ergab, ein Modell der Final-Edition (noch dazu mit exquisiter Vita) zu erlegen, haben wir nicht gezögert und den Abzug gedrückt. Erstbesitzer war ein Triumph-Händler, der das Krad zehn Jahre als Privatfahrzeug hielt und dann an seinen Altgesellen verkaufte. Und von eben dem haben wir es erstanden. Die gute Herkunft merkt man dem Fahrzeug in jeder Hinsicht an. Eine Basis, wie man sie nur sehr, sehr selten findet.

Aufbau-Etappen als Slide-Video:




Der Leitfaden war klar: die positiven Eigenschaften erhalten sowie fördern und im Gegenzug die unschönen ausmerzen und korrigieren. Dazu eine artgerechte, aufrechte Sitzposition – und natürlich eine eigenständige Optik, die gleichzeitig als Tarnumhang für die Sportler-Gene dienen sollte. Klassische, aufs Wesentliche komprimierte Auslagen mit dem Potential, im Ernstfall saftige Arschtritte austeilen zu können. Eine Gazelle mit messerscharfen Reißzähnen und Hufeisen in den Boxhandschuhen.

Das Resultat als Slide-Video:




Ebenfalls klar war, dass sich die Sache nur mit einem Haufen Eigenkonstruktionen umsetzen lassen würde. Heckrahmen, Maske, Fender, Gabelverkleidung, Höcker, Elektrik, Armaturen usw. würden wir selber herstellen müssen – und auch wollen. Ein individuelles Dreigänge-Menü kochst Du halt nicht mit Mondamin und Maggi, sondern mit frischen Zutaten aus dem eigenen Garten. Bereifte Instant-Tüten-Suppen gibt es beileibe schon mehr als genug.



Während des Strip-Downs zeichnete sich eine weitere immense Herausforderung ab: die bislang unter dem üppig wuchernden Plastik verborgenen Komponenten unterzubringen würde zu einer ernsthaften Herausforderung geraten. Insbesondere unter der Prämisse, dem Krad nur einen sehr knappen Bikini auf den Leib zu schneidern, der keinerlei Freiräume für die Beherbergung der exponierten Brocken aufweisen würde. Es ist wie so oft: die meiste Arbeit macht das, was man am Ende nicht sieht.



Ebenfalls ganz oben auf unserer Agenda: No fuckin` Fake-Shit! Alles was aussieht wie Lack (incl. der Schriftzüge) ist auch Lack. Und was wie poliertes Edelmetall wirkt, ist solches. Keine Aufkleber, keine Folien, keine Auspuff-Mullbinden und auch kein Filamente-Gekleister aus `nem 3D-Drucker. Stattdessen 100% Handwerk, ganz nach alter Väter Sitte. Und da wir gelernt haben, dass Plastik schlecht für den Umwelt ist, haben wir beim Wideraufbau komplett darauf verzichtet. Was tut man nicht alles, um das Klima zu retten…




Basis:

Daytona 955i K6 (letzte Baureihe), Umbauzeit Sommer 2021 bis Frühjahr 2022

Fahrwerk:

beschichtete VA-Gabel-Cover mit integrierten Maskenhaltern, Gabelbrücke mit modifizierten ST³-Risern für Rohrlenker (poliert), Fehling Z-Lenker, Pazzo-Hebel, Rizoma-Spiegel, Rizoma-Griffe und Rizoma-Bremspötte, Stahlflex-Leitungen, Bremszangen überholt und neu bestückt, Fußrasten Alu poliert mit Edelstahl Versen-Schützern, Nissin Bremspumpe umgebaut auf Rizoma-Flansch, Edelstahl Heckrahmen mit internem Kabelkanal für die Heck-Elektrik, Hinterradumbau mit 200/55RZ17 Reifen, Showa-Federbein mit Ausgleichsbehälter im CNC-Träger

Motor:

saniert, Wasseranschlüsse und Thermostat poliert, Deckel schwarz beschichtet, polierte Kupplungs-Abdeckung mit eingestrahltem Triumph-Schriftzug, Umbau auf hydraulisch betätigte Kupplung mittels Magura Hymec-System, 3in1 komplett aus Edelstahl, Narrow Barracuda Endtopf (Alu/Carbon), neue Kühler-Phalanx, frische Schläuche und Schellen (schwarz beschichtet), DID-Kettensatz

Bodywork:

Maske mit 7“ LED-Scheinwerfer und getönten LED-Blinkern, Mini-Fender mit Alu-Haltern, Edelstahl-H²O-Ausgleichsbehälter, GFK-Höcker mit LED-Rücklicht und getönten Blinkern, Alu-Kennzeichenhalter, Schwingen- und Kettenschützer aus poliertem Aluminium, zwei Hinterrad-Abdeckungen (Show und Schlechtwetter)

Elektrik:

Zentrale Taster-Armatur linksseitig aus dem Vollen gefräst, rechtsseitig keine Schalter, TFL-Wahlschalter im Lenker-Ende, LiFePo4-Akku neuester Generation, Zentrale E-Box, Minimal-Elektrik, Mosfet-LiMa-Regler (Triumph OEM-Umrüstsatz), Koso-LCD-Tacho mit integrierter Tankanzeige im VA-Gehäuse, poliertes Edelstahl-Dashboard mit eingelassenen Kontrollleuchten, ECU auf VA-Träger mit GFK-Abdeckung

TÜV:

Der komplette Umbau ist nach §21/19 per Einzelabnahme abgenommen und eingetragen. Alle Anbauteile (Spiegel, Beleuchtung, Auspuff etc.) sind E-geprüft und zugelassen.