Schleudersitz


Der Höcker hat es in sich. Wortwörtlich. Vor allem Elektrik. Viel Elektrik. Ganz viel Elektrik.


Enge Kiste. Wir haben den Batteriekasten inzwischen in den Höcker einlaminiert. Die Perspektive täuscht, denn tatsächlich sitzt der Behälter viel tiefer im Mobiliar als es das Bild erscheinen lässt



Bei Ausrichtung und Position kam es auf perfide Präzision an, denn der Akku geht nur in einem ganz bestimmten Winkel durch die Höcker-Öffnung und hat selbst dann nicht einmal einen Millimeter Spiel. Noch knapper und man müsste ihn einölen



Und dann haben wir dieses riesige Loch in die Bucht gefräst



Tatsächlich nicht ganz einfach, weil es parallel zur Erdoberfläche verläuft. Klassisches Bohren wäre also nicht gegangen, weil die Wandung über 45 Grad geneigt ist und man einen Bohrer nicht ansetzen kann



Und dieses Kleinod soll dort hinein. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber vielleicht ist das Loch doch eine winzige Nuance zu üppig ausgefallen?



Nein, ist es nicht. Denn die Funzel kommt in einen VA-Tunnel, der dann seinerseits im Loch verschwindet



Das RüLi hängt optisch frei schwebend im Tunnel. Nicht ganz ohne: da der Tunnel nicht einfach eingeklebt werden kann, sondern entnehmbar bleiben muss (Stichwort „Lackierung“) und wir von innen nicht mehr ran kommen (da blockiert ja nun der Batterie-Kasten den Zugang), mussten wir eine unsichtbare außenliegende Verschraubung aushecken – was auch geklappt hat



Und dann wäre da noch dieses unscheinbare Kabel-Paket, das ebenfalls unterm Höcker auf der kleinen Alu-Platte Platz finden muss. Wie auch immer und wo auch immer?! Dabei ist/war das nicht mal alles…



… denn die ECU haben wir bereits an einer Schottwand befestigt, welche gleichzeitig als Spritzschutz für den Maschinenraum dient



Normalerweise würden wir den Kabelbaum einfach mit der Streitaxt kastrieren und die Komponenten neu einflechten – das geht jedoch in diesem Fall nicht. Da wären zum einen der CAN-Bus und zum anderen der Umstand, dass praktisch jedes Signal in die ECU wandert und von ihr verwurstet wird. Selbst Starter und Neutral-Schalter. Anatomisch ändern können wir deshalb nicht viel, wenn wir das Setup nicht sabotieren wollen. Also besteht der Lösungsweg in erster Linie im Kürzen der Stränge. Waschen, Schneiden, Föhnen



Was aber nicht heißt, dass wir nicht doch an neuralgischen Stellen Hand anlegen. Insbesondere die Masse-Kreise (die mit Abstand wichtigsten Verbindungen an jedem Krad!) konstruieren wir komplett neu. Das beinhaltet u.a. solche Masse-Punkte. Messing-Schrauben mit Alu-Muttern sorgen für bestmögliche Elektronen-Zirkulation



Weiterer Handlungsbedarf. So bestücken OEMs ihre Kabel. Kaltgequetscht, Isolierung angestochen und offene Adern



So machen wir das: gebündelt und komplett verlötet. Bestmöglicher elektrischer Übergang vom Kabel zum Stecker und gleichzeitig hermetisch gegen Feuchtigkeit abgeriegelt. Abschließend kommt noch Schrumpfschlauch drüber. Logisch.



Das Kürzen bringt eine Menge. Schon deutlich schlanker, die Sache. Und das, was da so unambitioniert unten baumelt, ist in erster Linie das Anlasser-Relais nebst Kabeln. Da wir das Relais direkt auf den Starter schrauben werden, verschwindet der komplette Zopf automatisch aus dem Sektor



Und diese Kabelsträhne besteht tatsächlich aus Adern, die wir wegrationalisieren können. Das wird!



Durch das Auftrennen des Loops und Verlegung in den achteren Sektor, kommt es zu kuriosen Konfigurationen. Das hier z.B. ist die Schnittstelle für das Zündschloss. Erwartet wird sie eigentlich am Lenkkopf - sie lümmelt derzeit aber oberhalb der Schwinge herum



Und auch das Lüfter-Kabel residiert jetzt einen Meter zu weit hinten. Da müssen neue Stränge her



Den Regler haben wir unterhalb der Bodenplatte montiert. Das hintere Radhaus ist der bestbelüftete Platz am ganzen Krad (will man den Vogel nicht vorne auf der Maske in den Fahrtwind stellen). Der Stromer ist hier also bestens aufgehoben. Spritzwasser ist ihm egal, er ist komplett vergossen



Damit sind zwei der größten Elo-Brocken schon mal untergebracht und der Kabelbaum amtlich ausgedünnt. Nichts desto trotz, ist und bleibt die elektrische Schiene eine heikle Angelegenheit und wird uns weiter fordern