Der innere Kern


Eine der endlosen Standard-Ausreden, die man von kreativ-neutralen 0815-Zeitgenossen zu hören bekommt, die ihren öden Einheits-Brei zu legitimieren versuchen, ist: „man kann das Rad nicht neu erfinden“. Nun, erst einmal liegt ein ziemlich breites Feld zwischen „Rad neu erfinden“ und „den gleichen langweiligen Scheiß wie alle machen“ und zum anderen ist der schaffenstechnische Drops noch lange nicht erschöpfend gelutscht. Es ist immer noch mehr als reichlich Spielraum für Individualität und frische Ideen vorhanden. Unter der Prämisse wollen wir uns am Heck der ST austoben.


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Sissybars werden total unterbewertet. Kann man ruhig mal wieder machen. Noch eben fix einen Fuchsschwanz dran getüdelt und fertig ist die Laube. Hmm…



Und auch in Sachen Höcker haben wir etwas Spektakuläres ersonnen. Wir werden ihn komplett aus dem Nichts erschaffen. Als Basis haben wir dieses gleichermaßen elegante wie auch filigran-verspielte Kern-Teil laminiert



Hat ein bisschen was von einem Backstein mit eingelassener Piss-Rinne. Oder einem Schuhkarton mit Sollbruchstelle. Das geht ja gut los…



Dem Rohling haben wir mittels Salami-Cut ein Teilstück entrissen, dessen Unterseite verschlossen und im Pinkel-Rinnenbereich ein GFK-Rohr eingesetzt. Sieht aus wie `ne Baggerschaufel



Der Brocken wird den hinteren Teil des Ensembles bilden, bzw. dessen inneren Kern. Der Höcker wird insgesamt aus zwei Teilen bestehen



Wir wollen Höcker und Heckrahmen zudem optisch miteinander verwachsen lassen, was die Konstruktion ziemlich kompliziert macht. Normalerweise hast du entweder einen Höcker und baust dann einen passenden Heckrahmen dazu – oder eben umgekehrt. Da sich bei unserem Konzept beides gegenseitig bedingt, müssen beide Komponenten parallel erwachsen. Änderungen am einen führen unausweichlich zu Konsequenzen am anderen. Püüh! Trägerwerk und hinterer Kern sind bereits aneinander angepasst. Der Heckrahmen soll vollständig sichtbar bleiben. Das anlaminierte Röhrchen haben wir aufgeschnitten, so dass es den Heckrahmen auf der Innenseite umfasst. Der Höcker soll die Rohre organisch „umfließen“, was einen riesigen Sackstand nach sich zieht



Und als wäre die Nummer nicht schon komplex genug, müssen wir neben der Form auch Funktion und Handhabung berücksichtigen. Denn der Heckbereich wird der gesamten Elektrik nebst ECU und Batterie Unterschlupf gewähren und da ist es von Vorteil, wenn man auch ohne den Einsatz von C4 an den Sicherungskasten heran kommen kann. Den für das Depot notwendigen Boden laminieren wir am Heckstück an



Der Boden ist so ausgeformt, dass er eine Schale zwischen den Rahmenrohren bildet. Diese zieht sich bis zum Hauptrahmen und dichtet den Unterbau hermetisch gegen Spritzwasser, Raketenbeschuss von der Grasnarbe aus sowie herumschleudernde Dackel ab



Wir haben den Boden mit Lochblech verstärkt, welches im Sandwich-Verfahren im GFK eingebettet ist. Das macht das recht lange Bodenteil wesentlich stabiler und kann nebenbei als elektrische Masse-Führung benutzt werden



Weiter geht’s mit dem vorderen Höcker-Teil, welches zum einen die Sitzfläche und zum anderen den Deckel für unser elektrisches Abteil bilden wird. Dazu haben wir unserem Vierkant-Ausgangsrohling einen weiteren Schnipsel abgerungen, welcher von vorne am Heckrahmen-Rohr andockt



Das Fahrergewicht nehmen insgesamt sechs Auflagepunkte auf. Die vorderen Tonnen bilden gleichzeitig die Tankbefestigung, die hinteren sitzen auf einer Querstrebe des Heckrahmens und werden durch Aussparungen im Unterbau geführt, so dass das GFK nicht belastet wird. Zwei seitliche Streben im hinteren Bereich bilden die Punkte 5 und 6. Die Schiene nimmt etwas weiter hinten zusätzlich das untere Kernstück auf. Das spart eine Menge Platz und maximiert den nutzbaren Raum des entstehenden Volumens. Platz ist kostbar



Das Oberteil mitsamt Sitzauflage. Es wird nach Beschnitt später mit der Oberseite der Heckrahmenrohre abschließen, so dass diese voll sichtbar sind



Das hintere Heckrahmenrohr bleibt ebenfalls an der frischen Luft. Den Tankanschluss haben wir beim Plattenbau gleich mit erzeugt



Das Vorderteil schließt mit dem äußeren Bereich des Heckrahmens ab, während das hintere Abteil deutlich schmaler ist und die Rohre an der Innenseite berührt. So entsteht ein derzeit noch unschöner Absatz. Das muss jedoch so sein und wird sich im späteren Verlauf der Serie noch aufklären. Zuvor zollen wir der Funktionalität weiteren Tribut. Die nutzbare Sitzfläche ist im hinteren Bereich zu schmal. So brennt dir die Kimme bereits nach ein paar Kilometern. Arsch frisst Höcker



Der Hobel soll seine Primär-Funktion als Fahr-Eisen keinesfalls verlieren. Deshalb laminieren wir im Backen-Bereich Flügel als Verbreiterungen an. Auf die oberen Flächen der beiden Höcker-Teile haben wir zudem eine durchgehende Erhöhung (hier noch sehr grob) eingearbeitet, welche das spätere Lack-Design optisch unterstützen wird



Im letzten Schritt verpassen wir dem Deckel die noch fehlenden seitlichen Tankanschlüsse. Die „Flügel“ an der Sitzfläche haben wir zu kleinen Hutzen komplettiert



Das Grundkonzept des Hecks kann man bereits erahnen. Das gesamte Segment ist insgesamt einen Meter lang und lässt sich später in etwa 30 Sekunden entblößen



Die Seitenteile, hier noch sehr grob vorgeschnitten, schließen den Dreiecks-Bereich zwischen Tank, Hauptrahmen und Heck



Das Konstrukt nutzt den Raum oberhalb des Heckrahmens optimal aus, was eine sehr cleane Unterbringung der Komponenten ermöglicht und das unsichtbare Verlegen von Kabeln und Schläuchen ermöglicht, von denen es eine ganze Menge gibt. Der Höcker selber ist noch lange nicht fertig, der hintere Teil ist lediglich ein Kernstück, welches noch eingefasst wird. Die vorgesehenen Teile werden wir aus Aluminium fertigen



Im nächsten Teil stellen wir den Höcker fertig, integrieren die Heck-Laterne und kleckern bereits mit Farbe herum.