Hebel des Grauens


Nachdem wir die Basis-Kiste gekauft hatten, sind wir (wie immer vor Umbauten) erst einmal mehrere Hundert Kilometer „as-it-is“ gefahren, um eine Bestandsaufnahme des uns noch unbekannten Ofens machen zu können. Schließlich ist die Mühle gute Zwanzig Jahre alt und hatte schon einige Reiter im Sattel. Da ist eine Untersuchung auf mögliche Geschlechtskrankheiten durchaus angebracht.
Noch vor dem ersten Ausritt fiel auf, dass sich der erste Gang nicht einlegen ließ. Bei näherer fand sich dann die Ursache, welche ursächlich ein konstruktiver Mangel des Modells ist. Anders als bei so ziemlich allen anderen Mopeten, sind die Ausleger am Hebel und der Schaltwelle nicht entweder beide oben oder unten, sondern kreuzen sich – was an der umgekehrten Drehrichtung der Schaltwelle liegt.

Stellt man nun wie gewohnt den Schalthebel passend zur Latschengröße ein, kollidieren Hebel und Stange beim Weg nach unten miteinander und die Stange blockiert den Schalthebel.



Somit kann man den geforderten Weg nicht aufbringen und der Erste geht nicht rein. Mittels Justierung der Schalstange war das schnelle erledigt, allerdings passte die Hebelposition nun nicht mehr. Das wollen wir so nicht lassen und beheben jetzt die Ursache des Dilemmas.

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Den Kreuzweg als solchen können wir nicht ausmerzen, ohne das Schalt-Schema auf den Kopf zu stellen. Und blöderweise ist auch zwischen Schaltstange und Rahmen nicht sehr viel Platz, weshalb ein linderndes Neuverlegen ebenfalls ausscheidet. Holen wir also das Maximum mit fummeliger Filigranarbeit heraus. Unser Augenmerk richtet sich dabei massiv auf den hinteren Kugelkopf



Den Schlawiner bohren wir aus und verfrachten ihn in die Tonne. Zurück bleibt der nackte Hebel



An seiner statt montieren wir ein spielfreies Augengelenk, welches flacher baut und gute fünf Millimeter nach innen heraus schindet. Die Schaltstange haben wir gekürzt und mit einem gedrehten VA-Adapter bestückt, welcher im kritischen Kreuzungsbereich extrem schlank ausfällt, was weitere drei Millimeter generiert



Und in der Summe reicht das denn auch. Obwohl wesentlich tiefer als am Anfang justiert, kommen sich Hebel und Stange nun nicht mehr in die Quere und man kann endlich den Hebel so einstellen, wie es die Treter verlangen



Zum Rahmen bleibt ausreichender Freiraum erhalten, so dass die Schalterei fortan flutscht wie frisch fritiert – unabhängig von der Schuhgröße des Piloten. Das spielfreie Gelenk erhöht nebenbei die Präzision



Verschieben wir nach der geglückten OP unseren Wirkungsbereich um ein paar Zentimeter weiter nach hinten: Hier haben wir eines unserer Lieblings-Gadgets installiert: einen automatschen Kettenspanner, der den Durchhang der Gliederpeitsche strafft und ihr das Leben erleichtert sowie verlängert. Gleichzeitig wird "Lastwechselspiel" zum Fremdwort und kann aus dem Wortschatz gestrichen werden



Ein weiteres konstruktives Problem, dieses Mal jedoch ein selbstgemachtes, löst die unter der Schwinge verbaute Batterie aus. Hierbei geht es weniger um ein funktionales, als vielmehr um eines in Sachen Wartung und Betrieb. Denn man kommt ums Verrecken nicht an den Pluspol ran. Egal ob Laden, Fremdstarten oder einfach nur Messen – es gebricht stets am Kontakt zu Klemme 30



Aber auch dafür haben wir eine etablierte hausinterne Lösung. Los geht’s mit einem wild zugeschnittenen Stück Leichtmetall mit zentraler 20mm Bohrung



Dazu gesellen sich zwei Drehteile aus Kunststoff mit M20x1.5 Gewinde



Das männliche Drehteil kommt von außen durch das Trägerblech



… und wird auf der Rückseite mit dem weiblichen verschraubt



So entsteht eine elektrisch isolierte Durchführung



Eine selbstgebaute M10-Schraube mit Kunststoffkopf und Messing-Scheibe komplettiert das Ensemble



Das Konstrukt kommt an den Heckrahmen und wird zusammen mit diesem fixiert. Die Schraube wird von hinten durch die Durchführung gesteckt und auf der Vorderseite mit einem Alu-Drehteil festgezogen. Ein fettes, rückseitig gezogenes Kabel verbindet das Paket mit dem Pluspol des Akkus. Der neue Abgriff kann elektrisch genauso belastet werden, wie der Pluspol des Akku selber



… weswegen er aus Sicherheitsgründen im Normalbetrieb durch eine Kunststoffkappe abgeschottet wird. In diesem Zustand sind weder vorne, noch hinten ungewollte Kontakte zum Pluspol möglich. Die Kordel vermeidet „Wo-hab-ich-bloß-die-Abdeckung-hingelegt“ Momente



Auch das Ritzel ist neu abgedeckt – allerding deutlich luftiger. Mechanik darf man gerne sehen. Und die originale Plastikhaube fanden wir doof



Im nächsten Teil kümmern wir uns um ein paar elektrische Kuriositäten und weitere wirre Eigenheiten der Triumph. Dann lösen wir auch auf, was es mit diesem Kinder-Plastik-Baseballschläger…



… sowie diesem schweinepraktischen Dosenhalter auf sich hat